Kategorien
Allgemein

Kassenrollen: Holzfrei bedeutet nicht holzfrei!

Wir kennen es noch aus unserer Schulzeit: Unsere Schreibhefte enthielten auf dem Umschlag meist eine kleingedruckte Artikelbezeichnung wie etwa “Lineatur Nr. XY, holzfrei” o. ä. Der Vermerk “holzfrei” sollte darauf hinweisen, dass das verwendete Papier schneeweiß ist und keinen Grauton wie z. B. Zeitungspapier aufweist. Die Bezeichnung “holzfrei” findet man aber auch bei vielen anderen Papierwaren, z. B. bei Kassenrollen. Dass das Attribut “holzfrei” jedoch etwas irreführend ist, zeigen wir in diesem Beitrag.

Grundstoffe des Papiers und Herstellung

Papier in all seinen Ausführungen besteht größtenteils aus Fasern pflanzlichen Ursprungs. Diese Fasern werden aus Holz gewonnen und sind – abhängig von der Papiersorte – mehrere Millimeter lang. Im ersten Herstellungsprozess wird aus Holzspänen oder auch Holzschnitzeln Holzstoff gewonnen. Aus diesem Material wird wiederum Papier und Karton produziert. Hauptbestandteil von holzfreiem Papier ist jedoch Zellstoff. Dieses besteht aus Zellulose, wohingegen sich im Holzstoff überwiegend ein Stoff namens Lignin befindet. Ligninhaltiges Papier vergilbt relativ schnell, daher kommt diese Papierart für den kurzzeitigen Gebrauch zum Einsatz, z. B. bei Tageszeitungen oder Werbematerial. Bei der Kartonherstellung bietet ligninhaltiger Holzstoff den großen Vorteil, dass das Material eine höhere Festigkeit erreicht.

Papier, welches unter der Bezeichnung “holzfrei” vermarktet wird, darf maximal fünf Prozent Masseanteil an Holzstofffasern enthalten und kann somit allenfalls als holzarm bezeichnet werden. Zellstoff wird jedoch wiederum zu großen Teilen aus Holz gewonnen – allein deshalb ist die Bezeichnung “holzfrei” schlichtweg irreführend.

Holzarmes Papier ist haltbarer als holzstoffhaltiges Papier und vergilbt weniger schnell. Daher wird dieses Papier dort eingesetzt, wo es z. B. auf Archivierfähigkeit ankommt, ist aber auch für alltagstaugliche Zwecke einsetzbar, u. a. als Druckerpapier. Hinzu kommt, dass holzarmes Papier eine bessere Druckqualität als holzhaltiges Papier besitzt, da es weniger saugfähig ist und somit die Druckschrift nicht verläuft. Daher ist es auch gut geeignet für Kassenrollen hoher Qualität.

Somit können wir festhalten, dass mit reinem Zellstoff haltbares, weißes Papier hergestellt werden kann. Jedoch wird bei der Herstellung von Zellstoff nur rund 50 Prozent des Holzes genutzt, weil ja zuvor das Lignin aus dem Holz entfernt werden muss. Bei der Herstellung von Holzstoff hingegen wird ca. 90 Prozent des Holzes genutzt.

Anwendungen für holzfreie Papiere

Holzfreies Papier wird in erster Linie für Büroanwendungen (Briefpapier), Schulhefte und Schreibblöcke eingesetzt, kommt aber auch im Buchdruck und im Grafikbereich zur Anwendung. Holzstoffarrme Papiere werden für besondere Anwendungen zusätzlich gestrichen. Bei diesem Veredelungsprozess wird die Oberfläche mit einem speziellen Bindemittel versehen, welches auch als Strich bezeichnet wird. Durch diesen Prozess wird erreicht, dass das Papier eine glatte und haltbare Oberfläche bekommt. Dieses Verfahren kommt u. a. bei hochwertigen Bonrollen und Etiketten zum Einsatz. Gestrichene Papiere besitzen darüber hinaus eine hervorragende Planlage – es wellt sich nicht und passt sich ausgezeichnet an die Papierführungen von Druckern aller Art an. Ob man einem gestrichenen oder ungestrichenen Papiermaterial den Vorzug gibt und ob das Papier mit dem bei Kassenrollen häufig eingesetzten Thermodirektdruck oder mit einem Laser- oder Tintenstrahldrucker beschriftet werden soll, entscheidet die Anwendung.

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass auf Holz als Rohstoff zur Herstellung von Papier nicht komplett verzichtet werden kann. Jedoch lässt sich der Holzverbrauch durch Recycling von Altpapier signifikant senken. Mittlerweile kann Papier hergestellt werden, das ausschließlich aus Altpapier besteht. Die Zell- und Holzstofffasern büßen jedoch durch den Recyclingvorgang an Qualität ein. Von daher wird man nie vollständig auf den Einsatz von neuen Zell- und Holzstofffasern verzichten können.